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Soziales - KSK Heinsberg 2019 - Bericht an die Gesellschaft

Soziales

Prägende Ideen und nachhaltiges Engagement

Seit über 50 Jahren setzt sich die Lebenshilfe Heinsberg für Menschen mit Behinderung ein und bietet Ausbildungs- und Berufsperspektiven. Das erfordert oft ganz besonderen Ideenreichtum und Improvisationsvermögen – gerade in diesen Zeiten.

Im Heinsberger Gewerbegebiet Oberbruch scheint auf den ersten Blick „business as usual“. Man hört die Geräusche laufender Maschinen, Lieferfahrzeuge werden be- und entladen, Menschen transportieren Kisten und Pakete zwischen den Werkstätten, anderswo steht jemand vor einer Halle und macht eine kurze Pause. Allenfalls der Umstand, dass viele Menschen Masken tragen, gibt einen Hinweis darauf, dass manches anders ist als sonst.

Auch rund um die Betriebsstätten der Lebenshilfe in der Richard-Wagner-Straße scheint für den unbefangenen Betrachter zunächst alles seinen normalen Gang zu gehen. Doch der Eindruck täuscht: Corona hat auch die Lebenshilfe getroffen und einen normalen Arbeitsalltag fast unmöglich gemacht. In den Werkstätten, Wohn- und Freizeiteinrichtungen müssen Abstandsregelungen, Maximalkapazitäten und Hygienevorschriften beachtet werden. Das bedeutet viel organisatorischen Mehraufwand und zahlreiche Umstellungen in den üblichen Abläufen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Kundinnen und Kunden ihre Aufträge storniert oder zurückgestellt haben. „Das ist für uns eine schwierige Situation“, sagt Dirk Voß, Leiter Arbeit und Technik der Werkstätten. „Seit Ausbruch der Corona-Krise sind viele Aufträge und damit auch Umsätze weggebrochen. Auf der anderen Seite müssen wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern natürlich weiter ihre Löhne und Gehälter bezahlen. Das ist eine echte Herausforderung.“

In der Schreinerei ist der Betrieb ebenfalls weitgehend heruntergefahren. Dennoch hat sich Peter Dijcks Zeit genommen, um uns etwas Besonderes vorzuführen: Eine selbstentwickelte Brandstempelmaschine, wie es sie in dieser Form nirgendwo sonst gibt. Peter Dijcks ist gelernter Sondermaschinenbauer und mit einem Team aus drei „Vorrichtungsbauern“ für die barrierefreie Gestaltung von Arbeitsplätzen zuständig. Das ist eine wichtige Aufgabe, denn in den Werkstätten arbeiten Menschen mit Handicaps, mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen, die es ihnen oft schwermachen, im herkömmlichen Arbeitsleben Fuß zu fassen. Die Lebenshilfe hat sich die Aufgabe gestellt, auch diesen Menschen die Chance zu bieten, eine berufliche Qualifikation und eine geregelte Arbeit finden zu können. Das bedeutet, bei der Gestaltung von Ausbildungs- und Beschäftigungsangeboten sehr genau in den Blick zu nehmen, welches Förderpotenzial beim Einzelnen vorhanden ist – mehr als das in der Arbeitswelt sonst üblich ist.

Das gilt unter anderem auch für die Gestaltung von Maschinen und Utensilien. Peter Dijcks ist ein leidenschaftlicher Bastler und Tüftler und hat schon häufig Maschinen umgebaut oder modifiziert. Mit Ideenreichtum und Improvisationsgeschick gelingt es ihm immer wieder, komplexe Apparaturen für einen barrierefreien und sicheren Arbeitsplatz zu gestalten, der auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters zugeschnitten ist.

Die von ihm entwickelte Brandstempelmaschine ist dafür ein gelungenes Beispiel. Neun Monate hat er für die Entwicklung benötigt, dann war die Maschine fertig. Auf den ersten Blick sieht sie gar nicht so kompliziert aus, aber die einfache und sichere Bedienung war eine der zentralen Aufgabenstellungen. Sie ermöglicht den Benutzerinnen und Benutzern auf einfache Weise, die zu stempelnden Hölzer richtig einzulegen und dann den Stempel zu betätigen, ohne Gefahr zu laufen, mit heißen oder rauchenden Materialien in Kontakt zu kommen. Eine clevere Maschine, für die es durchaus auch außerhalb der Werkstätten Interessenten geben könnte. Allerdings: Eine Serienfertigung oder Lizenzierung liegt nicht im Interesse der Lebenshilfe. „Dafür ist der Aufwand viel zu groß“, sagt Dijcks.

Peter Dijcks ist gelernter Sondermaschinenbauer und in der Betriebsstätte für die barrierefreie Gestaltung von Arbeitsplätzen, Maschinen und Gerätschaften zuständig.

Für die Menschen, die in den Werkstätten und Einrichtungen der Lebenshilfe beschäftigt sind, ist die Arbeit dort mehr als nur ein Job. Sie bietet ihnen eine Möglichkeit zur Teilhabe am Arbeitsleben, die sie andernorts nur selten finden können. Viele von ihnen sind Menschen mit psychischen oder körperlichen Einschränkungen. Die Arbeit hilft ihnen, ihre Fähigkeiten einzubringen, Eigenständigkeit und Selbstwertgefühl zu entwickeln und ihrem Alltag eine feste, verlässliche Struktur zu geben. Vor diesem Hintergrund ist Corona nicht nur wirtschaftlich eine große Herausforderung. Viele begleitende Maßnahmen, die für die Arbeit der Lebenshilfe von zentraler Bedeutung sind, sind ausgefallen oder mussten zurückgefahren werden, zum Beispiel Coachings, Gesprächskreise, Kinderbetreuungseinrichtungen, Sport- und Gymnastikangebote, ambulante Hilfsmöglichkeiten, gemeinschaftliche Freizeitgestaltungen.

Besonders bedauerlich war für Dirk Voß die Schließung der drei Cafés, die die Lebenshilfe in Heinsberg betreibt, während des Lockdowns. Das Museumscafé Samocca im Begas-Haus, das Café der Begegnung an der Borsigstraße und das Café Lesbar in Oberbruch sind wichtige Begegnungsstätten, in denen ein ganz ungezwungenes Miteinander von Menschen mit und ohne Einschränkungen stattfinden kann.

Mit viel Einsatz und Engagement haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Lösungen entwickelt, um die Folgen des Lockdowns für die Betroffenen möglichst erträglich zu gestalten. Ein Beispiel dafür ist das „Soforthilfe“-Projekt, ein Hilfsangebot für Wohneinrichtungen sowie für Familien und Angehörige behinderter Menschen. In kurzer Zeit wurde für dieses Projekt ein zehnköpfiges Organisationsteam aufgebaut, das alltägliche und häusliche Unterstützung koordinierte: Einkäufe im Supermarkt, Hilfe im Haushalt, Entlastung bei Betreuung und Pflege. Das Projekt wurde gut angenommen. Über 140 freiwillige Helferinnen und Helfer meldeten sich, insgesamt konnten rund 20 Familien so unterstützt werden. Aber auch digitale Lösungen kamen zum Einsatz. So wurden für den Berufsbildungsbereich und den Arbeitsbereich der Werkstätten Online-Lernplattformen eingerichtet und Lernprogramme, Filme und Arbeitsblätter zur Verfügung gestellt.

Auf Seiten der Lebenshilfe ist man dankbar für jede Unterstützung von außen, wie für die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, aber auch für Spenden und Sponsorings, mit denen Aktivitäten und Veranstaltungen möglich gemacht werden. Die Kreissparkasse Heinsberg unterstützt die Lebenshilfe schon seit vielen Jahren und das nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch mit gemeinsamen Aktionen. Dazu gehört etwa ein Azubi-Projekt zur Barrierefreiheit bei Finanzdienstleistungen. Ein anderes Beispiel ist die Wanderausstellung „Inklusion braucht Vielfalt“, die Kunstwerke von Kindern mit und ohne Behinderung zeigte und unter anderem auch in der Heinsberger Filiale der Sparkasse zu sehen war. Zudem bezieht die Kreissparkasse für ihre Filialen sozial fair gehandelten Kaffee, der im Museumscafé Samocca der Lebenshilfe Heinsberg schonend geröstet wird.

Förderung sozialer Angebote und Strukturen in der Region

Der Erfolg unserer auf die eigene Region konzentrierten Geschäftstätigkeit ermöglicht uns die umfangreiche Förderung regionaler sozialer Einrichtungen. Wir unterstützen die Wohlfahrtsverbände im Kreisgebiet, die mit den von uns zur Verfügung gestellten Mitteln wichtige Vorhaben finanzieren können. Für viele Menschen in Notlagen bedeutet dies dringend benötigte Hilfe in ihrer unmittelbaren Nähe. 2019 stellten wir über 686.000 Euro für 75 soziale Projekte im Kreis bereit.

Meinungsvielfalt und die Integration von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und kulturellem Hintergrund sind wichtige Eckpfeiler für gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Damit das Zusammenleben gelingt, ist es von großer Wichtigkeit, die Besonderheiten von Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zu kennen. Gerade hier setzt das Engagement der Sparkassen-Stiftung für Völkerverständigung an. Sie fördert die Begegnung von Menschen aus verschiedenen Ländern durch viele Projekte und würdigt vorbildliche Initiativen. Dazu vergibt sie beispielsweise alle zwei Jahre einen Integrationspreis. 2019 erhielt die Base- und Softballvereinigung Wassenberg den mit 2.500 Euro dotierten Preis für ihr besonders Engagement in diesem Bereich.

I8 Förderung sozialer Projekte
I8 Förderprojekte der Sparkasse Anzahl Fördervolumen in € Nutzer*innen
Geförderte Projekte insgesamt 75 686.159 n. e.
Beispielhafte Aktivitäten:
Arbeiter-Samariter-Bund
Arbeiterwohlfahrt (Erziehungsberatungsstelle)
Caritasverband für die Region Heinsberg e. V.
Deutscher Paritätische Wohlfahrtsverband
Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk

Pädagogisches JVA-Modellprojekt für Prävention und Rückfallprophylaxe

Ein pädagogisches Modellprojekt der JVA Heinsberg will Maßstäbe setzen: Im „Haus der intensivpädagogischen Betreuung“ (HipB) lernen junge Strafgefangene, wie sie ein Leben in sozialer Verantwortung führen können. Das Konzept soll viele neue Erkenntnisse ermöglichen, die auch außerhalb des Strafvollzuges hilfreich sein könnten.

Kultureinrichtungen im Kreis investieren in neue Ideen der Wissensvermittlung

Das Begas Haus in Heinsberg digitalisiert viele seiner Exponate zur Heimat- und Kulturgeschichte des Kreises. Die Sammlung des Museums reicht von steinzeitlichen Werkzeugen über mittelalterliches Kunsthandwerk bis zu neuzeitlichen Gegenständen wie Vasen aus dem Biedermeier. Schulen hat man dabei ganz besonders im Blick.

Heinsberger Unternehmen entwickelt innovativen Luftfilter – einige Schulen wollen das Produkt einsetzen

Das Heinsberger Unternehmen Trotec GmbH hat einen innovativen Luftfilter entwickelt, der nach Unternehmensangaben Präsenzunterricht auch unter Pandemie-Bedingungen möglich machen könnte. Der Hochleistungsluftfilter ist laut Hersteller in der Lage, bis zu 99 Prozent aller Viren und Keime herauszufiltern, die sich in der Luft befinden.

Exzellenzinitiative des Landes fördert Musikprofil-Schulen

Musische Bildung ist wichtig für Kinder, spielt aber oft eine untergeordnete Rolle in der Bildungspolitik. Das Land Nordrhein-Westfalen will nun mit einem landesweiten Schulversuch ein Ausrufezeichen setzen: An sogenannten Musikprofil-Schulen sollen musikalisch begabte Kinder und Jugendliche ganz besonders gefördert werden.

MINT-Informationsvermittlung ohne Computer

Digitalisierung ist nicht alles: Die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ setzt sich für erlebnisbasierte Methoden der naturwissenschaftlichen Vermittlung ein. Mit spannenden Experimenten, interessanten Basteleien und unterhaltsamen Spielen werden Kinder und Jugendliche an unterschiedliche naturwissenschaftliche Themen herangeführt.