Bericht an die Gesellschaft

Service mit Nachhaltigkeitsbezug - KSK Heinsberg 2018 - Bericht an die Gesellschaft
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Service mit Nachhaltigkeitsbezug

Ein Konto ohne Barrieren

Mit dem neuen „Sorglos-Paket“ für Privatgirokonten bietet die Kreissparkasse Heinsberg Optionen, mit denen finanzielle Angelegenheiten sicher, überschaubar und barrierefrei gestaltet werden können. Somit können auch Menschen mit Behinderungen selbstständig, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, ein Konto führen. Ein Gespräch mit Edgar Johnen, Geschäftsführer der Lebenshilfe Kreis Heinsberg, der das Projekt begleitet hat.

Was ist die Lebenshilfe?

Die Lebenshilfe gibt es bundesweit seit 1958. Ihre Aufgabe ist es, Menschen mit Behinderungen dabei zu unterstützen, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das geschieht auf vielfältige Weise: durch Frühförderangebote für Kinder und Jugendliche mit ihren Familien und durch Wohneinrichtungen und Arbeitsangebote, damit die Menschen mit Behinderungen so selbstbestimmt und selbstständig wie möglich leben und arbeiten können.

Im Kreis Heinsberg haben wir einen der größten Kreisverbände in Deutschland. Wir begleiten rund 1.800 Menschen, die Förderung und Assistenz benötigen. Wir unterhalten Einrichtungen und bieten Dienstleistungen an mehr als 40 Standorten im Kreis Heinsberg in den Bereichen Kinder, Wohnen, Arbeiten und mehr für alle Menschen mit Behinderungen, vom Säugling bis zum Senior.

Mit der Kreissparkasse Heinsberg haben Sie nun ein Projekt entwickelt, das die Entwicklung eines „Sorglos-Pakets“ zum Ziel hatte. Worum ging es dabei genau?

Finanzielle Selbstbestimmung – also die Fähigkeit, die eigenen Geldangelegenheiten selbstständig regeln zu können – ist ein wichtiges Element gesellschaftlicher Teilhabe. Menschen mit Behinderungen sind ebenso auf ein Bankkonto angewiesen wie andere Menschen auch: Sie benötigen es, um Zahlungen des Sozialamtes zu erhalten oder ein Gehalt zu beziehen, wenn sie berufstätig sind, und um ihre Miete und andere laufende Kosten zu überweisen. Die Führung eines Kontos ist für viele Menschen mit Behinderungen aber oft eine besondere Herausforderung. Viele Abläufe, die ganz selbstverständlich erscheinen mögen, sind für sie komplex oder schwierig. Mit dem Sorglos-Paket haben wir für einige dieser Herausforderungen besondere Lösungen entwickelt, die Menschen mit Behinderungen wichtige Hilfestellung bieten.

Was sind besonders häufige Alltagsprobleme?

Das ist natürlich individuell ganz unterschiedlich und hängt von den jeweiligen persönlichen Voraussetzungen ab. Für manche sind die Buchstaben oder Farben auf Bildschirmen und Formularen schwer lesbar. Für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, sind Bankschalter oder Geldautomaten oft zu hoch angebracht. Andere haben Schwierigkeiten, sich ihre PIN-Nummer zu merken oder den Überblick über den Kontostand zu behalten.

Für die meisten Menschen mit Behinderungen ist es ein Problem, wenn Dinge sich ändern und nicht mehr so funktionieren, wie sie es gewohnt sind oder gelernt haben. Da kann ein neu installierter Geldautomat schon zu einer besonders schwierigen Herausforderung werden. Auch die Digitalisierung gibt ein Veränderungstempo vor, bei dem viele Menschen nicht so leicht Schritt halten können. Für das Sorglos-Paket haben wir einige besonders häufige Problemstellungen herausgegriffen und bearbeitet.

Entwickelt wurde das Modell im Rahmen eines Azubi-Projekts.

Ein ganz wichtiger Aspekt war, die Azubis mit den Betroffenen zusammenzubringen. Sie haben sich darum mehrfach mit Menschen getroffen, die wir begleiten, beispielweise eine unserer Werkstätten besucht. Dieser Einblick in den Alltag behinderter Menschen war für die Azubis sehr hilfreich. So konnten sie ein Konzept entwickeln, dass nah am Bedarf der Menschen ausgerichtet ist.

Welche Eigenschaften hat das Sorglos-Paket?

Beim Sorglos-Paket wird zum Beispiel eine Kontoüberziehung ausgeschlossen. Das hilft dabei, Ausgaben im Blick zu behalten. Für die Sparkassenkarte kann außerdem eine leicht zu merkende Wunsch-PIN festgelegt werden.

In der Sparkasse gibt es außerdem geschulte Beraterinnen und Berater, die Menschen mit Behinderungen die Funktionsweise der SB-Geräte oder des kontaktlosen Bezahlens erläutern. Außerdem erhalten die Menschen Beratung zu sinnvollen Versicherungsangeboten oder bekommen erläutert, wie man sich bei der Kontoführung durch vertraute Menschen unterstützen lassen kann. Sehr praktisch sind auch die von den Auszubildenden erstellten Anleitungen. In einer wird zum Beispiel in leicht fasslichen Bildern die Funktionsweise eines Geldautomaten erläutert.

Das Nachdenken über Barrierefreiheit führt oft zu Lösungen, die viel mehr Menschen nutzen als ursprünglich intendiert war. Sehen Sie das auch beim Sorglos-Paket so?

Auf jeden Fall. Die Kreissparkasse Heinsberg hat bewusst einen möglichst allgemeingültigen Namen gewählt, weil vermieden werden sollte, dass das Angebot nur im Hinblick auf eine bestimmte Zielgruppe etikettiert wird. Barrierefreiheit nutzt vielen Menschen, und von diesem Modell können auch andere profitieren, beispielsweise ältere Menschen mit Demenz.

Geschäftsführer der Lebenshilfe Heinsberg Edgar Johnen

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